Um von Arequipa hierher zu gelangen, mussten wir teilweise fast 4.900 Meter hohe Pass überqueren. Obwohl Arequipa in den südlichen Anden von Peru schon auf einer Höhe von über 2.300m liegt müssen wir uns schon einige Zeit an den Berghängen hochschrauben, um an der Höhe von 5.000 m zu kratzen.
Zwar waren wir mit dem Auto unterwegs, aber an den
Zwischenstopps merkten wir schon die Höhe. So taten wir es den Einheimischen
gleich und tranken einen Mate de Coca nach dem anderen. Ein heißer Tee aus diesen Blättern soll gegen Höhenkrankheit
helfen. Wir tranken ihn. Es ging uns gut.
Die Nacht verbrachten wir im Colca Canyon in dem 3633 Meter hoch gelegenen Chivay. Der kleine Ort hat aber etwas Besonderes
zu bieten: eine heiße Thermalquelle. Dem Bürgermeister der Gemeinde ist es zu
verdanken, dass wenige Monate vor unserer Reise ein Thermalbad mit Innen- und
ßenbecken erbaut wurde.
Wir bereisten Peru bekanntlich im dortigen Winter,
obwohl wir hier in Europa Sommer hatten. Da sind die Nächte – vor allem auch
wegen der Höhe – teilweise recht kühl. Wie angenehm war da ein abendliches Bad
im warmen Wasser unter einem fantastischen Sternenhimmel...
Allerdings war die Nacht schnell vorbei. Eine sehr ruhige
Nacht, stellten wir fest. Denn hier in Peru hört man fast immer irgendwo Hundegebell. Aber in dieser Nacht war es außerordentlich still. Sollte das schon eine Warnung davor sein, was uns erwarten wird?
Doch wir hatten nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn recht
früh am kühlen Morgen ging es los Richtung Cruz de Condor, wo wir am Himmel Ausschau nach den majestätischen Vögeln
Ausschau hielten, die diesem Ort seinen Namen gaben.
Der Andenkondor ist der
größte flugfähige Vogel Amerikas. Hier vom Canyon aus steigt er hoch in die
Luft, um Aas aufzuspüren. Doch auch ein junges Lama oder Alpaka steht ab und zu
auf seiner Speisekarte.
Wie viele andere Naturliebhaber warteten wir gespannt auf
die Vögel. Aber nur ein einziger Kondor ließ sich sehen. Sollte auch das wieder eine Warnung davor sein, was uns erwarten wird?
Es ist der 23. Juni. Ein normaler Samstag, würde man meinen,
aber für uns ein ganz Besonderer. Besser gesagt: ein ganz Unvergesslicher.
Wir waren
bereits am Stadtrand von Arequipa angekommen. Die Berge neben der Straße gingen
links steil nach oben, rechts steil abwärts. Plötzlich fielen Geröll, Sand und
Steine auf die Fahrbahn. Unser Fahrer hatte Mühe, das Auto gerade zu halten.
Ein Felsbrocken versperrte den Weg zur weissen Stadt Arequipa. Wir hielten an, liefen einige Meter um die
Kurve herum und blickten auf die völlig verschüttete Straße vor uns. Fast 50
Meter war außer dem heruntergekommenen Berg nichts mehr zu sehen.
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